La Donaira selbst ist Permakultur. Hier leben Schafe, Ziegen, Hühner und Pferde auf der Farm, die Teil des Ökosystems sind. Die Kultivierung von biodynamischem Wein und Olivenöl, sowie der mit über 150 unterschiedlichen Arten bestückte Kräutergarten, akzentuieren die Idee einer auf Nachhaltigkeit fokussierten Lebenskultur.
Wein wird ebenfalls kultiviert. Blaufränkisch und Petit Verdot sind die Rebsorten, die die Rosé- und Rotweine prägen. Mittels Biodynamie entsteht ein durchaus bedeutsamer Wein. Insbesondere Jahrgang 2010 Cabernet Franc ist grossartig gelungen. Eine wunderbar puristische Interpretation der Rebsorte, die durch Ihre Herkunft aus Ronda ihren Ursprung akzentuiert.
In den nächsten Jahren wird der Weinanbau weiter an Gewichtung erfahren. Man experimentiert mit anderen Rebsorten und verfolgt, welche sich mittels der biodynamischen Verfahrens gut etablieren wird.
Und welche Rolle spielt im Verbund mit Wein Dein Besuch? Das ist wohl der wahre Luxus von La Donaira. Er offeriert nicht nur allein das passive Aufnehmen von Experience. Dieser Ort ist Subjekt und Objekt zugleich, im Spannungsfeld von Entspannung und Stimulus.
Luxus wird dabei nicht eindimensional verstanden. Es ist vielmehr ein intelligent-zeitgemäßer Luxus. Das Verständnis vom abstrakt industriell geprägten Heute wird durch das vergangene Selbstverständnis zur Natur ersetzt. Gestern wird zum Heute. Vergessene Werte und Beziehungen zur Umwelt und Natur begegnen dir.
“Deep inside, we still have a longing to be reconnected with the nature that shaped our imagination, our language, our song and dance, our sense of the divine.” Janine M.Benyus
Im Zentrum steht das andalusische Bauernhaus, dass Küche, Schlafräume und Lobby miteinander verbindet. Das Interior erhält die ursprüngliche Struktur, ergänzt durch Sandstein, Ton im Verbund mit Holz ,Schilf und Eisen. Die Wände sind teilweise mit weißer Struktur überzogen. Dadurch wirken Wände und Säulen organisch. Das Mobiliar ist wunderbar in die Innenarchitektur durch eine stringent und dennoch abwechslungsreich scheinende Inszenierung integriert.
Tageslicht flutet jeden Raum. Die Lobby ist die Bühne für Events, der Schmelztiegel für gute Literatur und Vinyl und der visuelle Flirt mit dem Hofgarten und der nicht endenden Lust, seine Vielfalt zu entdecken.
Anschließend zur Lobby befindet sich die Küche, der eigentliche Ort der Begegnung. Denn hier treffen sich alle Gäste des Hauses, um gemeinsam bei anregenden Gesprächen zu Speisen. Auf den Tisch kommen fast ausschließlich vegetarische Gerichte (außer Jamon Serano) , die aus dem eigenen Anbau oder von lokal ansässigen Bauern bezogen werden. Akzentuiert werden die Gerichte mit einer Vin Naturel Weinbegleitung. Die Weine stammen entweder aus der eigenen biodynamischen Weinkultur oder große Namen wie Tschida Illmitz, Terroir al Límit Priorat, Weingut Maria & Sepp Muster oder Söllner´s Irden werden serviert.
Abseits der Kulinarik weiter oben auf der Anhöhe liegend, begegnet man einem mit Felswasser gefüllten Außenpool und dem Spa-Bereich, der eine Sauna, einen beheizten Innenpool und ein türkisches Bad beherbergt. Unser Highlight ist der beheizte Innenpool, in der sich die Abendsonne spektakulär im Wasser bricht. Magisch reflektiert sich der in der Weite liegende Felsberg auf der Wasseroberfläche. Der seichte Rhythmus des Wasser im Einklang mit dem warmen Licht befreit. Wir schliessen die Augen. Alles wirkt leicht. Ein großer Augenblick.
“To find the universal elements enough; to find the air and the water exhilarating; to be refreshed by a morning walk or an evening saunter… to be thrilled by the stars at night; to be elated over a bird’s nest or a wildflower in spring — these are some of the rewards of the simple life.” John Burroughs
Das Nachhaltigkeit wirklich nachhaltig ist und bleibt, wäre ohne einen Wissenstransfer und der Initiierung von Projekten, die Bildung und Umsetzung von Wissen akzentuieren, nicht möglich. Neben Workshops wie der Stil Academy, die Aktivisten und Interessierte besuchen können, setzt insbesondere ein Projekt die Theorie in die Praxis um. 10 Freiwillige aus verschiedenen Ländern der Welt arbeiten gemeinsam an einem Traum: Die Schaffung eines Obstgartens, der auf den Prinzipien der Permakultur basiert. Dank diverser Internet Plattformen wie Wwoof, World Packers, Work Away oder Help, finden Interessierte in ökologischen Betrieben dieser Art im Austausch von Kost und Logie gegen mehrere Stunden Arbeit täglich eine vorübergehendes Zuhause. Ihr Ziel ist es, ausschließlich von der Nahrung zu leben, die in diesem Obstgarten wächst.
Permakultur ist ein System von Prinzipien der landwirtschaftlichen, sozialen, politischen und wirtschaftlichen Gestaltung, basierend auf den Mustern und Eigenschaften des natürlichen Ökosystems. Nicht gegen, sondern mit der Natur arbeiten; Pflanzen und Tiere in all ihren Funktionen zu verstehen, statt die Natur als monoproduktive Systeme zu behandeln, ist Handlungsmaxime. Es geht im Grunde nicht darum, den Lebensraum von Pflanzen zu erobern, indem beispielsweise der Boden entfernt wird, sondern ihre natürliche Entwicklungsweise zu respektieren.
Als Konsequenz entsteht ein kleiner biologisch-dynamischer Landwirtschaftsbetrieb, der die Wechselbeziehung zwischen Boden, Pflanzen und Tieren akzentuiert. Tiere leben in Freiheit, um so Nährstoffe dem Boden wieder zuzuführen, ohne eine Notwendigkeit zur Nutzung von Chemikalien oder Schädlingsbekämpfungsmittel.
“Insist on the rights of humanity and nature to co-exist in a healthy, supportive, diverse, and sustainable condition.” William McDonough
Im Ergebnis erhält man durch eine naturnahe Bewirtschaftung pure Naturprodukte (Honig, Wein, Olivenöl,…), auch abseits der Notwendigkeit einer Zertifizierung. Der Gast kommt selbstverständlich während seines Aufenthalts in den Genuss dieser Produkte, die ebenfalls im kürzlich eröffneten Geschäft in der Bar La Posada gekauft werden können. Dort finden man auch Ledertaschen, Wollponchos, Decken, die von lokalen Handwerksgemeinschaften mit organischen Materialien hergestellt werden und ebenfalls im Ressort den Gästen zugänglich sind.
Was ist also La Donaira – ein Experience Raum in einer nachhaltig-luxuriös gehaltenen Postromantikidylle? Für Inhaber Manfred Bodner, selbst aus der freien Wirtschaft kommend, ist es eine Antwort auf das streben der infiniten Gewinnmaximierung. Für die Allgemeinheit soll durch Kollektivität, Nonkonformität, Wissenstransfer und zukunftsorientierter Vision ein Hort entstehen, an dem Effizienz anders definiert und durch ein ökologisches Gleichgewicht im Sinne einer Permakultur ersetzt wird. Viele von uns müssen dieses Wertesystem reaktivieren oder neu aufnehmen. Ist das Lernen und Entdecken nicht der wahre Luxus unseres Seins?
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© Photos & Words Jens Wittwer