Im Barolo gab es in den neunziger Jahren einen großen Disput. Tradition gegen Moderne. Es ging um die Frage, sich anderen, internationalen Weintechniken zu öffnen. Viele Weinmacher waren derart in Ihrer Philosophie gefangen, dass man sich nicht mehr in die Augen schauen wollte. Heute überwiegt eine gemäßigte Sichtweise. Techniken vermischen sich und Philosophien dürfen traditional oder auch modern gedacht und geäußert werden. Unser Besuch soll die Authentizität des Langhe Gebietes repräsentieren. Im Interview zeigen wir Winzer, die im Ihre Denkweise präsentieren und somit einen authentischen Einblick in die Region vermitteln.
Fabrizio Merlo gehört zur neuen Generation Barolos. Doch der „Neue“, in der rund 600 Personen lebenden Gemeinde in Barolo, will die alte Tradition aufleben lassen. Obwohl er selbst ein Quereinsteiger ist und mit 20 Jahren Grundbesitz der Weinberge noch lange nicht zum Inventar in Barolo gehört. Die Region selbst hat sich in den letzten 40 Jahren von einer der ärmsten zu einer der reichsten Gegenden entwickelt. Dem Kulturgut Wein sei dank.Dieser monetäre Aufschwung läßt jedoch Teamgeist bei einigen Weingütern vermissen, deren Motivation lediglich in dem Ausverkauf der Weine liegt. Es wird dabei zu wenig an die Region selbst gedacht, so Merlo. Ein Appell eben zu mehr Gemeinsamkeit. Er selbst ist Traditionalist, wenn es um die Stellschrauben des Reinmachens wie Mazeration, Fermentation und Lagerung der Weine geht. Mit seiner Cru-Lage Bussia hat er gute Voraussetzungen seine Philosophie auszuleben. Hier kann er exzellenten Wein machen. Denn der Zauber italienischer Weine kann nur hier entstehen, wo sich die Nebbiolo Traube wohl fühlt. Seine Barolos sind sehr dicht und spiegeln die traditionelle Philosophie wider, Wein zu machen. Ätherisch, mit vielen Tanninen. Sie brauchen länger um zu verführen. 7 bis 10 Jahre gebe ich ihnen gerne.Bester Wein in der Verkostung: Barolo Bussia, 2011
Ein Mann, der monetäre Extreme ablehnt. Und doch geht er selbst einen extremen Weg. In der Weinbereitung. Mazerationszeiten von bis zu 130 tage gab es schon. Der Wein wird im ersten Jahr im Barrique, im zweiten Jahr im Holzfass und im dritten jahr im Stahltank ausgebaut. Das Ziel ist, einen Barolo zu kreieren, der nicht 10 Jahre braucht, um trinkbar zu werden. Er soll, wenn er nach drei Jahren auf den Markt kommt, bereits gut zugänglich sein. Damit interpretiert er den Barolo frei von traditionellen Dogmen mit dem Ziel, den Wein genau so zu finden, wie er ihn sieht. Zugänglich. Und diesen Zugang möchte er auch in der Region für den Barolo wieder stärken. Zu sehr findet man den Barolo in Metropolen, anstatt in der eigenen Region. Und er soll bezahlbar bleiben. Der Barolo trägt eine Identifkationsfunktion für die Region. Es ist kein Spekulationsobjekt. Mehr davon. Bester Wein in der Verkostung: Barolo „Bussia“, Monforte d´Alba, Riserva 2009 & 2010
Und sie tat es. Mit ihrem Sinn für Ästhetik schuf sie 1983 das Logo zum Wein Passum. Ein Entwicklung rund um das Symbol Pi und die Integration von Historie und Moderne. Ein zeitloses, modernes Kunstwerk voller Kraft und Imperfektion. Es wird direkt auf die Flasche gedruckt ohne die Nutzung von Papier. Und auch in mit der autochthonen Rebsorte Uvalino geht Maria Borio einen konsequenten Weg. Diese Rebsorte wurde anfangs in den Versuchsweinbergen angepflanzt. Nun kann man sich über diese fast vergessene Rebsorte alter Tradition und Kultivierung erfreuen. Ein wichtiger Impuls aus dem auf den Hügeln von Asti gelegenen Weingutes. Diese Traubensorte gibt es nur noch bei ihr. Bester Wein in der Verkostung: Litina, Barbara d´ Asti Superior, 2012 Uvalino Monferrato Rosso DOC 2011 (4000 bottles)
Die Identität des Weingutes baut auf einen Zwerg. Alle Weinlabels wurden von der Mutter Josetta für Ihre Kinder, darunter Sara – die heutige Weinmacherin, gemalt. Symbol für die Verbundenheit zur Natur. Und zur Familie. Denn im Weingut hängen viele Bilder der Gründergeneration Battista Saffirio. Für die Weinbereitung impliziert dies eine Orientierung an der Tradition. Der Wein wird strikt im großen Holzfass ausgebaut. Die Familie lebt Ihre Prinzipien im Begriffsdreieck zwischen Familie, Natur und Tradition. Bester Wein in der Verkostung: Barolo Persiera DOCG
„95 % of the wine is produced in the vineyard not in the cellar“
Nascetta, ein Wein aus der autochthonen Rebsorte der Region Novello. Nach einer zweijährigen Testperiode wurde die Rebsorte erstmals 1999 auf den Markt gebracht. Sie ist mit der Provinz Novolo sehr tief verbunden, und so wurde in 2010 eine neue Cru-Region “Langhe Nascetta del Comune di Novello” für diesen Wein gegründet. Sie wird auch „der weiße Barolo“ genannt. Ähnlichkeiten sind durchaus zu beobachten. Denn dieser Wein hat Tiefe und Struktur und eine, wenn auch nicht in dem Maße wie der Barolo, gute Lagerfähigkeit. Heute produzieren acht Weingüter ingesamt ca. 80.000 Flaschen Nascetta weltweit. Das Weingut Le Strette produziert 6000 Flaschen, jedoch kommen 4000 Flaschen in den nächsten Jahren hinzu. Die autochthone Traube ist eine willkommene Portfolioergänzung zu den drei Barolo Lagen des Weingutes. Die Lagen sind in Unterschiedlichen Gebieten im Barolo. Und man schmeckt den Unterschied der Böden (Tonböden hin zu Sandböden) sehr gut heraus.
Bester Wein in der Verkostung:
Nas-cetta of Comune di Novello, 2015
Barolo Bergera Pezzole, 2011