Weingut Nett

„Warum sollte ich mir das net nett machen?“ Eine Rhetorische Frage für den Einen. Einer davon kann nur Nett. Oder besser gesagt, wo Nett drauf steht ist auch nett drin. Denn das Weingut Berdolt-Reif-Nett wird von Christian Nett geführt und stellt sich der Herausforderung, das Potential einer jeden Parzelle herauszuarbeiten. Das sollte zu einem Wiedererkennungswert seiner Weine führen. Macht es auch. Vor allem den Jüngeren machen diese Weine Spaß. Das liegt eben auch daran, dass Christian Nett der ist, der er ist. Neben nett sein, ein mit der Zeit Gehender. Marketing wird selbst angedacht. Es wird auf biologische Bewirtschaftung umgestellt. Das Ende seines Ideenreichtums ist noch nicht in Sicht. Seit dem Einstieg im Jahr 2000 hat sich in der mediterran geprägten Landschaft in Duttweiler einiges in Sachen Wein bewegt. Dem wollen wir gerne Rechnung tragen.

DIE WEINE

 

2014 Weißburgunder trocken Tradition

 

Hat Weintrinken bei Dir Tradition? Traditionen müssen nämlich gepflegt werden. Und das nicht nur an Feiertagen mit Festtagsweinen. Der Weissburgunder aus der Serie Tradition steht für Rebsortenweine, die für den täglichen Genuss gemacht sind. Unkomplizierte Speisebegleiter. Hier punktet die Säure, die eine schöne Frische ins Spiel bringt. Ganz burgundisch ebnet sich der Wein mit Milde einen angenehmen Platz am Gaumen. Mit leichter Kost wie Spargelsalat oder auch zu hellem Fleisch eine nette Kombination.

 

2014 Riesling trocken Avantgarde „Becken“

 

Wir haben Glück. 2014 war seit 2009 der beste Rieslingjahrgang für Nett. Es wurden ca. 700 Flaschen abgefüllt. Also 700 mal Rieslingtime mit animierender Säure und schöner Holznote. Diese kommt durch die Verwendung der besten Fässer der Parzelle. Und es geht hier schon komplexer zu Sache. Mit der Zeit entwickeln sich differenzierte Noten und es macht Spass diese zu entdecken.

2013 Merlot Rotwein trocken Avantgarde „Kreuz“

 

Merlot ist ein Frauenwein. Hört man immer wieder. Finden wir nicht, aber gar nicht so schlecht einen Wein mit einer Frau zu trinken. Würde mit diesem Merlot Spass machen. Das Spiel zwischen Eleganz und Saftigkeit ist gut herausgearbeitet. Das Holz umspannt den Wein und gibt Würze. Ein guter Begleiter. Für Mann. Für Frau. Oder für beide zusammen.

2014 „1838“ Rotwein-Cuvée trocken Creation

 

Wir würden natürlich gerne auch den Jahrgang 1838 probieren. Den wird es aber nicht mehr geben. Der 2014er hat neben seiner eigenen Lagerfähigkeit auch ein Hauch von Langjährigkeit. Er wird in dem im Jahr 1838 errichteten Gewölbekeller gelagert. Er ist ein Allrounder. Er zeigt Kontur. Bleibt aber saftig mit Eleganz. Gänsebraten passt genauso wie Dim Sum.

DAS INTERVIEW

 

Du bist einer der Winzer, die selbst gutes Marketing vorantreiben. An was orientierst du dich bzw. was inspiriert dich?

Ich orientiere mich an meinem Bauchgefühl. Immer mit der Handlungsmaxime nicht zu viel und nicht zu wenig. Meine Inspiration ist ganz einfach: Mit offenen Augen durch die Welt gehen. Daraus adaptiere ich mir Ideen, die mich ansprechen.

 

Es gibt verschiedene Editionen: Creation, Tradition, Avantgarde. Was steckt dahinter?

Als ich Ende 2000 in den Betrieb kam, haben wir die Kategorisierung Spätlese etc. abgeschafft. Doch die Leute müssen sich an etwas festhalten. Daher war es sinnvoll, andere, neuere Kategorien wie Tradition, Avantgarde und Prestige zu schaffen. Tradition beinhaltet die Basis, also traditionelle Rebsorten wie Scheurebe, Silvaner und Riesling. Creation steht für unsere Cuvées und Avantgarde steht für neuere Rebsorten wie Merlot, Sauvignon Blanc und Chardonnay. Heutzutage braucht man diese Kategorisierung nicht mehr. Die Leute orientieren sich eher an Preiskategorien z.B. Weissburgunder für sieben, neun oder dreizehn Euro. Deshalb möchte ich gar nicht so viel auf diesen Kategorien rumreiten wie es andere tun, wie z.B. Selektion, S, drei Sterne oder so. Heutzutage haben wir mündige Konsumenten, die die Weine über den Geschmack definieren und nicht nach Klassifizierungen kaufen und genießen.

Welche Zielgruppe ist für dich interessant?

Ja schon die jüngere Zielgruppe. Wir sprechen ganz gezielt Jüngere an. Das sieht man gut auf Messen. Während die Jungen zu uns an den Stand kommen, ist der Herr im Zweireiher schon etwas verhaltender, zögert mehr und geht oft nicht direkt auf uns zu. Daher ist für uns eine Weinmesse im Schlosshotel „irgendwo“, wo es elitärer zugeht, eher nicht unser Ding. Wir wollen für alle ungezwungenen Umgang mit Wein.

Du selbst sagst, deine Weine hätten einen hohen Wiederkennungswert. Wie erreichst du das im Wein und im Design?
Im Design ist der Wiedererkennungswert schon ziemlich hoch. Insbesondere durch unser Logo. Wenn man das Logo erst einmal gesehen hat, erkennt man es auch wieder. Es kommen immer wieder Leute mit Handfotos vom Logo auf den Hof und zeigen mir welchen Wein sie gerne mitnehmen wollen. Toll, oder?
Der Wein trägt meine Handschrift als Wiedererkennung. Unsere Weinberge liegen im Umkreis von fünf Kilometer zum Weingut. Wir haben hier relativ gleichmäßige Böden. Daher können wir auch keine fünf Rieslinge anbieten, denn bei gleichen Böden ist eine Differenzierung nicht groß möglich, da ich keine fünf unterschiedlichen Lagen habe. Das ist aber eben auch ein Vorteil, denn ich kann recht gleichmäßig jedes Jahr Geschmack bzw. Aroma halten. Ein Wiedererkennungswert in dem gleichen Jahrgang existiert auf jeden Fall. Über die Jahre gesehen gibt es da schon Unterschiede. Denn mein Geschmack verändert sich. Und damit auch zwangsläufig der Wein, den ich gerne so haben will, wie ich mir das vorstelle.

Im Sortiment hast du auch einen Riesling namens Glaube-Liebe-Hoffnung mit einem Tattoo auf dem Etikett. Was steckt dahinter?

Hinter dem Namen verbirgt sich der Glaube an das Potential des Rieslings, die Liebe zur Rebsorte und die Hoffnung, dieses den Weintrinkern näher zu bringen. Das Bild auf dem Label hat eine Berliner Tattoo-Künstlerin gemacht. Dieses Symbol Glaube-Liebe-Hoffnung gab es bereits. Aber genau in den Farben und mit dem Design haben wir es neu interpretiert. Der Kontakt kam über meine Agentur in München.

Und Dein eigenes Tattoo wo ist das?

(Lacht) Ich hab noch keines.

 Und schon jemanden gesehen der sich das stechen lassen hat?

(Lacht wieder) Bis jetzt noch nicht. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.

Es gibt immer viel zu tun. Wenn du mal nicht an Wein denkst, was machst du?

Ich beschäftige mich mit meinen Kids. Fussball Lautern, Olé. Skifahren. Aber im größeren Kontext geht es bei mir immer um Wein.

Gute Küche auch?

Soll ich jetzt die Schickimicki Antwort geben (lacht)? Ich mag Bratwurst!

Kürzlich hast Du ja den Preis „Bester Jungwinzer Deutschlands“, verliehen durch ein deutsches Genussmagazin, bekommen. Wie fühlt man sich als Gewinner?

Gut. Aber auch nicht wirklich anders. Man fühlt sich bestätigt und das gibt neue Motivation als Duracel Hase noch mal eine halbe Stunde länger im Wingert zu stehen. Und es muss nicht immer ein Preis sein. Ein Kunde der mir sagt, „Mensch, dein Weissburgunder ist große Klasse, schmeckt gut und ich nehme 2 Kisten mit.“ ist für mich eine Genugtuung. Dann weisst du, dass du es richtig gemacht hast. Und, der Titel „Bester Jungwinzer“ gilt eben auch nicht nur für mich. Er richtet sich auch an das Team, das hinter mir steht.

Wir hatten ja kürzlich das „Zurück-in die-Zukunft-Date: Wenn du zurück schaust, was hätte besser laufen können oder was würdest Du besser machen?

Eigentlich habe ich alles richtig gemacht. Bis jetzt ist alles gut verlaufen. Ich bin nicht der Typ der zurückschaut und denkt, das hättest du anders machen müssen. Ich schaue nach vorn und versuche das Beste daraus zu machen. Ich denke zwar über Entscheidungen nach, aber wenn ich sie getroffen habe, steht diese.

*Fotos: (c) Weingut Berdolt-Reif&Nett / Andreas Durst